Was bringt uns in digitalen Zeiten zusammen?

Geliebte Gemeinde,

die heutige Veranstaltung steht wie die anderen in 2019 unter dem Jahresmotto „Gemeinschaft 4.0 – was bringt uns heute zusammen?“. Ich erinnere mich noch gut, dass dieses Motto in unserem Leitungskreis aus der Idee entstand, so eine Veranstaltung wie heute zu machen. Lieber Wolfgang, du hast damals von Deiner Irritation gesprochen, dass und wie Smartphones und andere Endgeräte in deiner Wahrnehmung das Zwischenmenschliche, die Gemeinschaft, die Kommunikation stören, hier und da auch zerstören, zumindest verändern.

Es ist gut, dass wir heute Abend noch einmal einen differenzierten Blick darauf gewonnen haben – einen Blick, der nur in Gemeinschaft möglich ist.

Ich frage mich, ob dies eine Spur sein könnte, mit all dem, was uns als Eltern und Lehrkräfte, als Unternehmer und Christen so umtreibt, gut umzugehen. Einfach immer wieder in den Austausch gehen, um mit den eigenen Fragen und Sorgen nicht allein zu bleiben.

Hier, so denke ich, können wir als Ältere dann auch etwas von den Jüngeren lernen, denjenigen, die als Digital Natives nicht wie die Digital Immigrants zwischen analoger und digitaler Welt unterscheiden. Denn der Dialog, das Miteinander ist ja genauso mit und über digitale Tools möglich.

Gebot 8.0

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,

mein Name ist Peter Lysy. Ich bin einer der Pfarrer im kda und darf nun den offiziellen Teil unserer Veranstaltung hier auf dem Digital Festival beschließen. In der Kirche läuft das meistens so, dass einer noch einen Segen spricht oder ein Gebet.

Ich möchte mit euch noch kurz ein paar Gedanken teilen – und zwar zu einem der zehn Gebote, das mich in Sachen Digitalisierung zunehmend beschäftigt. Es ist das achte Gebot. Wer kennt es?

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

Im Allgemeinen denkt man es so: Du sollst nicht lügen. Und dann geht schnell eine Diskussion los, was Lügen eigentlich ist – und was nicht.

Menschenfurcht und Gottesfurcht

Geliebte AEU-Gemeinde,

„Pöhler“ – das stand auf dem Käppi, das Jürgen Klopp trug, als er noch Trainer bei Borussia Dortmund war. Jürgen Klopp, Kult-Coach und seit diesem Jahr mit Liverpool endlich auch Champions League-Sieger. 

Das Pöhler-Käppi war damals Kult. „Pöhler“ –  das ist die Bezeichnung im Ruhrpott für Straßenfußballer. Einer, der aus reiner Freude am Spiel kickt. Insofern war es passend, warum Klopp dieses Käppi tatsächlich trug. Nicht nur, weil er in der Regel als fussball- und lebensfroher Mensch rüber kommt, sondern weil er unter diesem Käppi seine neue Vitalität verbarg. Unter dem Käppi konnte nämlich ungestört seine frisch verpflanzte Haarpracht heranreifen, bis sie öffentlich präsentabel war.

Haare sind eben mehr als Haare. Das merkt man als Mann, wenn sich trotz Alpecin die Freiflächen auf dem eigenen Schädel nach und nach ausbreiten und was dann noch von der einstigen Haarpracht übrig ist, auch noch ergraut. 

Über die Wohnlichkeit der Welt

Predigt an Jubilate 2019 in der Friedenskirche Dachau zu Sprüche 8,22-36

Geliebte Schwestern und Brüder,

„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zupft.“ So hat es kürzlich einer zu mir gesagt, als wir uns über die Fußballmannschaft meines Sohnes unterhalten haben. Die Jungs spielen gerade eine Saison, die die Erwartungen so mancher schlicht und ergreifend nicht erfüllt. Enttäuschung macht sich breit und es passiert, was im Kinderfußball dieser Tage leider allzu häufig passiert: Es wird schnell vergessen, dass da Kinder spielen, die keine Roboter sind und auch keine Weltmeister.

Nun spreche ich das nicht an, um Ihnen hier am Sonntag Morgen etwas über meine gesammelten Fußballerkenntnisse zu erzählen, sondern vielmehr, weil mir dieser Spruch mit Blick auf unseren Predigtabschnitt mit gutem Grund vor Augen war. In dem geht es ja um die Weisheit. Und solch ein Wort, das birgt ja eine gehörige Portion Weisheit. Eigentlich wissen wir, dass Kinder wachsen und sich entwickeln, gewiss mit unserem Zutun, aber dann auch auf eine Art und Weise, die wir so gar nicht in der Hand haben.

Wie Gras eben, das wächst, wenn es regnet und die Sonne scheint, wenn der Boden mit genug Nährstoffen versorgt ist und sich nicht Unkraut stattdessen ausbreitet. Da können wir Menschen gewiss etwas dafür tun, durch Düngen und Gießen, durch Vertikutieren und Jäten – bloß wissen wir auch, dass unser Zutun seine Grenzen hat. Der Hinweis auf das Zupfen erinnert uns an diese Grenzen.

Der Mensch vor Gott

Andacht auf der Tagung „Management der Moral“ an der Evangelischen Tutzing am 7.5.19 zu Lukas 18,9-14

Geliebte Gemeinde,

die Empörung, die dieses Gleichnis bei seinen ursprünglichen Hörern wahrscheinlich hervorgerufen hat, lässt sich vielleicht heute nur nachvollziehen, wenn man die beiden Gestalten des Gleichnisses in heutige Verhältnisse überträgt

Wenn man also den Pharisäer gleichsetzen würde mit einer Person, die mit dem Rad zur Arbeit fährt, sich vegan ernährt, in den Urlaub mit der Bahn fährt, kurzum: alles tut, um seinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren, um seinen notwendigen Beitrag zu leisten, die Erde vor dem Klimakollaps zu bewahren. Dazu auch sein Geld und seine Zeit einsetzt, um anderen zu helfen, z.B. einer Flüchtlingsfamilie aus Syrien oder einem SOS-Patenkind aus Mozambique.

Und wenn man daneben im Zöllner einen Manager sehen würde, dem es nur um Profitmaximierung geht, der daher als Manager so handelt, dass er gesetzliche Spielräume ausreizt, Gesetzeslücken nützt, sich im rechtlichen Graubereich, vielleicht sogar darüber hinaus bewegt, dabei den möglichen finanziellen Kollateralschaden einkalkulierend, der vielleicht sogar durch Lobbyarbeit Einfluss nimmt auf die Gestaltung von Gesetzen, so dass sie seinen Interessen nützen – und dem dabei das öffentliche Wohl am gepuderten Hintern vorbeigeht.

Wie es Gott gefällt

Predigt zum 1.So nach Epiphanias beim Studientag des Prackenfelser Kreises in Nürnberg

Perikopentext: Josua 3,5-11.17

Geliebte Schwestern und Brüder,

wir haben uns ja heute darüber Gedanken gemacht, wie wir recht von Israel zu sprechen fähig werden in den unterschiedlichen Assoziationen und Ambivalenzen, die dieses Wort „Israel“ mit sich trägt. Was unsere Ohren hören, hat mit dem zu tun, was sie bisher zu hören bekamen, was unsere Augen zu sehen, unsere Zungen zu schmecken hatten, unsere Haut und Hände zu fühlen hatten. Es hat mit Begegnungen und Berührungen zu tun, mit der je eigenen Lebens- und Erfahrungsgeschichte – und damit auch mit Gott, der jedem und jeder von uns seine und ihre Tage auf Erden so schenkt, wie Gott sie nun mal schenkt. Schon das jedoch ist eine Glaubensaussage – höchst ambivalent und unterschiedlichste Assoziationen auslösend.

Wir entkommen nicht dem Deuten – und das heißt, wir entkommen nicht unserer schlichten Leiblichkeit, die uns als Deutungsapparat mitgegeben und stetig geformt wird – auch beim Hören dieser Geschichte, oder besser gesagt: dieses Ausschnitts aus einer Geschichte, die weiter vorne beginnt und weiter hinten endet.

Der heilvolle Horizont

Geliebte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der vbw,

vielleicht hat sich ja der eine oder die andere von Ihnen gefragt, wie diese Worte aus dem Jesajabuch recht zu verstehen wären. Starke Bilder sind es, die der Prophet verwendet, um seine Botschaft zu vermitteln.

Wir schreiben das 6.Jahrhundert vor Christus, als diese Worte zu denen gesprochen wurden, die verzagten Herzens waren – verzagt angesichts einer seit Jahrzehnten andauernden Besatzung. Sehr lange hatte sich das jüdische Volk in und um Jerusalem zwischen den wechselnden Regimen Ägyptens und des Vorderen Orients durch geschickte Bündnispolitik einrichten können. Nun war es zwischen die Mühlen der Großmächte geraten. Babylon hatte bei seinem Marsch auf Ägypten Juda einfach überrannt und unterworfen.

Niedergemetzelt wurde dabei, was sich in den Weg stellte oder einfach im Weg war, egal, ob es Soldaten oder Zivilisten, Männer, Frauen oder Kinder, alt oder jung war. Und viele von denen, die überlebt hatten, waren in die Fremde verschleppt worden, Familien dauerhaft auseinandergerissen – ohne das Wissen umeinander. Ein traumatisiertes Volk blieb zurück, über Jahrzehnte unterjocht, ausgebeutet und der Willkür der Herrscher ausgesetzt. Der heilvolle Horizont weiterlesen

Gott hört

Geliebte AEU-Gemeinde,

wundersame Geburten – das ist ein wiederkehrendes Thema in den Geschichten des Alten und des Neuen Testamentes. Angefangen bei Sara, der Frau Abrahams, die nur lachen kann, als ihr in hohem Alter ein Sohn verheißen wird – über Rahel, die so viele Jahre unfruchtbar an der Seite ihrer Schwester Lea darbte, bis auch sie an der Seite Jakobs zwei Stammhalter Israels zur Welt bringen kann – bis hin zu Maria, der jungen Frau, die ohne kenntliches Zutun ihres Verlobten einen Sohn zur Welt bringt. Das Wunder dieser Geburt werden wir bald wieder feiern.

In diese Reihe wundersamer Geburten ordnet sich auch die Hanna ein, deren Lobgesang wir soeben zu hören bekamen. Auch sie litt wie Rahel an der Seite Leas über ihre Unfruchtbarkeit, während eine andre Frau ihres Mannes Elkana, Pennina, ein Kind ums andere gebar.

Auch Elkanas Liebe konnte sie nicht trösten, denn sie spürte die Verachtung, die ihr entgegenschlug. Eine Frau, die keine Kinder zur Welt brachte, galt im alten Israel nichts. In den Augen ihrer Volksgenossen hatte sie den Sinn und Zweck ihrer Existenz verwirkt. Gott hört weiterlesen

Mit der eigenen Verletzlichkeit konfrontiert

Offenbarung 3,14-22:

Dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: So spricht der, der das Amen über unser Leben sagt, der Zeuge, der treu und wahrhaftig ist als der Anfang der Schöpfung Gottes. Ich weiß von deinen Werken, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, wärest du kalt oder heiß! So aber, da du lau bist und weder heiß noch kalt, will ich dich ausspeien aus meinem Mund. Du sagst: Ich bin reich und bin im Wohlstand und bin nicht angewiesen auf die Unterstützung anderer. Aber du weißt nicht, dass du erbärmlich bist, armselig, blind und nackt. Ich rate dir: Kaufe feuerfestes Gold von mir, damit du dich reich nennen kannst, und weiße Kleider, damit du dich angemessen kleiden kannst und deine Nacktheit nicht offensichtlich wird, und Salbe, um deine Augen zu behandeln, dass du klar siehst. Denen, die ich liebe, setze ich Widerstand entgegen, und erziehe sie dazu, anders zu denken. Gemeinde, nimm’s dir zu Herzen und wähle also den besseren Weg. Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und mir die Tür öffnet, trete ich ein, komme zu ihm und esse mit ihm. Dein Erfolg wird sein, zusammen mit mir Verantwortung zu teilen, so wie mein Vater mit mir Verantwortung geteilt hat. Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.

Geliebte Gemeinde in Dachau,

ist das, was wir hier gehört haben, gerichtet an die Gemeinde in Laodizea, einem römischen Kurort in Kleinasien im 1.Jahrhundert nach Christus, auch ein Wort für uns? Oder anders gefragt: Was wäre der Auftrag an den Engel der Gemeinde in Dachau, was hätte dieser aufzuschreiben? Und wie hat man sich das vorzustellen mit diesem Schreibauftrag? Verhält es sich da wie beim Nikolaus, dem die Eltern im Vorfeld des 6.Dezembers mitgeben, was er den Kleinen am Abend zu sagen hat, Lob und Tadel, Knecht Ruprecht im Hintergrund mit Rute, Sack und bei Bedarf einer kleinen oder größeren Drohgebärde?

Der Buß- und Bettag hat ja so eine Anmutung, ein bisschen wie Nikolaus für die Großen, für die, die schon wissen, dass der Mann mit Bischofsstab und Bischofshut, der da ins traute Heim eintritt, eben nicht der echte Nikolaus ist. Buß- und Bettag – ein bisschen zum Fürchten eben angesichts der Schuld, die man bekennen möge, nachdem man sie erkannt und anerkannt hat. Ein bisschen aber auch zum Besinnen und Freuen im Rahmen eines schönen Abendgottesdienstes mit Abendmahl und Liedern, die man eben nur abends singen kann. Mit der eigenen Verletzlichkeit konfrontiert weiterlesen

Jost läuft

„Ich wünsche jedem von Ihnen, einmal mit Klaus Jost zu Mittag zu essen. Nein, besser zu Abend. Dann isst er mit.“ Um den es hier geht, war bis 2014 als Präsident der Intersport-Gruppe einer der Top-Manager der internationalen Sportartikelbranche. Nicht nur das. Jost machte nie einen Hehl aus seinem christlichen Glauben, war dafür auch in seiner Branche und den Wirtschaftsredaktionen der Republik bekannt, die auch aus diesem Grund gerne mal ein Porträt oder Interview mit ihm brachten. Im Jahr seines unfreiwilligen Abschieds von Intersport wurden wir miteinander bekannt – und ich kann bestätigen, dass ein Abendessen mit Klaus Jost ein bereicherndes Erlebnis ist, wie der Autor des Buches „Jost läuft“, Daniel Schneider, im Eingangszitat schreibt. Jost läuft weiterlesen