Über die Wohnlichkeit der Welt

Predigt an Jubilate 2019 in der Friedenskirche Dachau zu Sprüche 8,22-36

Geliebte Schwestern und Brüder,

„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zupft.“ So hat es kürzlich einer zu mir gesagt, als wir uns über die Fußballmannschaft meines Sohnes unterhalten haben. Die Jungs spielen gerade eine Saison, die die Erwartungen so mancher schlicht und ergreifend nicht erfüllt. Enttäuschung macht sich breit und es passiert, was im Kinderfußball dieser Tage leider allzu häufig passiert: Es wird schnell vergessen, dass da Kinder spielen, die keine Roboter sind und auch keine Weltmeister.

Nun spreche ich das nicht an, um Ihnen hier am Sonntag Morgen etwas über meine gesammelten Fußballerkenntnisse zu erzählen, sondern vielmehr, weil mir dieser Spruch mit Blick auf unseren Predigtabschnitt mit gutem Grund vor Augen war. In dem geht es ja um die Weisheit. Und solch ein Wort, das birgt ja eine gehörige Portion Weisheit. Eigentlich wissen wir, dass Kinder wachsen und sich entwickeln, gewiss mit unserem Zutun, aber dann auch auf eine Art und Weise, die wir so gar nicht in der Hand haben.

Wie Gras eben, das wächst, wenn es regnet und die Sonne scheint, wenn der Boden mit genug Nährstoffen versorgt ist und sich nicht Unkraut stattdessen ausbreitet. Da können wir Menschen gewiss etwas dafür tun, durch Düngen und Gießen, durch Vertikutieren und Jäten – bloß wissen wir auch, dass unser Zutun seine Grenzen hat. Der Hinweis auf das Zupfen erinnert uns an diese Grenzen.

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