Andacht auf der Tagung „Management der Moral“ an der Evangelischen Tutzing am 7.5.19 zu Lukas 18,9-14
Geliebte Gemeinde,
die Empörung, die dieses Gleichnis bei seinen ursprünglichen Hörern wahrscheinlich hervorgerufen hat, lässt sich vielleicht heute nur nachvollziehen, wenn man die beiden Gestalten des Gleichnisses in heutige Verhältnisse überträgt
Wenn man also den Pharisäer gleichsetzen würde mit einer Person, die mit dem Rad zur Arbeit fährt, sich vegan ernährt, in den Urlaub mit der Bahn fährt, kurzum: alles tut, um seinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren, um seinen notwendigen Beitrag zu leisten, die Erde vor dem Klimakollaps zu bewahren. Dazu auch sein Geld und seine Zeit einsetzt, um anderen zu helfen, z.B. einer Flüchtlingsfamilie aus Syrien oder einem SOS-Patenkind aus Mozambique.
Und wenn man daneben im Zöllner einen Manager sehen würde, dem es nur um Profitmaximierung geht, der daher als Manager so handelt, dass er gesetzliche Spielräume ausreizt, Gesetzeslücken nützt, sich im rechtlichen Graubereich, vielleicht sogar darüber hinaus bewegt, dabei den möglichen finanziellen Kollateralschaden einkalkulierend, der vielleicht sogar durch Lobbyarbeit Einfluss nimmt auf die Gestaltung von Gesetzen, so dass sie seinen Interessen nützen – und dem dabei das öffentliche Wohl am gepuderten Hintern vorbeigeht.