Gott hört

Geliebte AEU-Gemeinde,

wundersame Geburten – das ist ein wiederkehrendes Thema in den Geschichten des Alten und des Neuen Testamentes. Angefangen bei Sara, der Frau Abrahams, die nur lachen kann, als ihr in hohem Alter ein Sohn verheißen wird – über Rahel, die so viele Jahre unfruchtbar an der Seite ihrer Schwester Lea darbte, bis auch sie an der Seite Jakobs zwei Stammhalter Israels zur Welt bringen kann – bis hin zu Maria, der jungen Frau, die ohne kenntliches Zutun ihres Verlobten einen Sohn zur Welt bringt. Das Wunder dieser Geburt werden wir bald wieder feiern.

In diese Reihe wundersamer Geburten ordnet sich auch die Hanna ein, deren Lobgesang wir soeben zu hören bekamen. Auch sie litt wie Rahel an der Seite Leas über ihre Unfruchtbarkeit, während eine andre Frau ihres Mannes Elkana, Pennina, ein Kind ums andere gebar.

Auch Elkanas Liebe konnte sie nicht trösten, denn sie spürte die Verachtung, die ihr entgegenschlug. Eine Frau, die keine Kinder zur Welt brachte, galt im alten Israel nichts. In den Augen ihrer Volksgenossen hatte sie den Sinn und Zweck ihrer Existenz verwirkt. Gott hört weiterlesen

Mit der eigenen Verletzlichkeit konfrontiert

Offenbarung 3,14-22:

Dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: So spricht der, der das Amen über unser Leben sagt, der Zeuge, der treu und wahrhaftig ist als der Anfang der Schöpfung Gottes. Ich weiß von deinen Werken, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, wärest du kalt oder heiß! So aber, da du lau bist und weder heiß noch kalt, will ich dich ausspeien aus meinem Mund. Du sagst: Ich bin reich und bin im Wohlstand und bin nicht angewiesen auf die Unterstützung anderer. Aber du weißt nicht, dass du erbärmlich bist, armselig, blind und nackt. Ich rate dir: Kaufe feuerfestes Gold von mir, damit du dich reich nennen kannst, und weiße Kleider, damit du dich angemessen kleiden kannst und deine Nacktheit nicht offensichtlich wird, und Salbe, um deine Augen zu behandeln, dass du klar siehst. Denen, die ich liebe, setze ich Widerstand entgegen, und erziehe sie dazu, anders zu denken. Gemeinde, nimm’s dir zu Herzen und wähle also den besseren Weg. Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und mir die Tür öffnet, trete ich ein, komme zu ihm und esse mit ihm. Dein Erfolg wird sein, zusammen mit mir Verantwortung zu teilen, so wie mein Vater mit mir Verantwortung geteilt hat. Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.

Geliebte Gemeinde in Dachau,

ist das, was wir hier gehört haben, gerichtet an die Gemeinde in Laodizea, einem römischen Kurort in Kleinasien im 1.Jahrhundert nach Christus, auch ein Wort für uns? Oder anders gefragt: Was wäre der Auftrag an den Engel der Gemeinde in Dachau, was hätte dieser aufzuschreiben? Und wie hat man sich das vorzustellen mit diesem Schreibauftrag? Verhält es sich da wie beim Nikolaus, dem die Eltern im Vorfeld des 6.Dezembers mitgeben, was er den Kleinen am Abend zu sagen hat, Lob und Tadel, Knecht Ruprecht im Hintergrund mit Rute, Sack und bei Bedarf einer kleinen oder größeren Drohgebärde?

Der Buß- und Bettag hat ja so eine Anmutung, ein bisschen wie Nikolaus für die Großen, für die, die schon wissen, dass der Mann mit Bischofsstab und Bischofshut, der da ins traute Heim eintritt, eben nicht der echte Nikolaus ist. Buß- und Bettag – ein bisschen zum Fürchten eben angesichts der Schuld, die man bekennen möge, nachdem man sie erkannt und anerkannt hat. Ein bisschen aber auch zum Besinnen und Freuen im Rahmen eines schönen Abendgottesdienstes mit Abendmahl und Liedern, die man eben nur abends singen kann. Mit der eigenen Verletzlichkeit konfrontiert weiterlesen

Selbst-Bewusst Geschöpf sein

Geliebte Gemeinde,

wenn wir – wie auf dieser Tagung – von Selbstoptimierung sprechen, dann machen wir das sehr deutsch. Deutsche lieben Substantive: Selbstoptimierung. Was aber, wenn wir aus diesem großen Wort einen Satz bilden? Wie würde der lauten? Vermutlich: ich optimiere mich selbst. Und da nun wird es interessant. Denn in dem Satz wird das Subjekt der Selbstoptimierung, der oder die Handelnde deutlich. „Ich optimiere mich selbst.“ Ich mache das. Und damit wird deutlich, was Selbstoptimierung voraussetzt: dass sich mein Ich mein Selbst zum Gegenüber, zum Objekt meines Tuns machen kann.

Wir Menschen können das. Wir können uns selbst zum Gegenüber machen, zum Objekt. Wir können uns selbst betrachten, an uns selbst arbeiten – und dieses Selbst kann unterschiedlich aussehen: meine körperliche Erscheinung, meine Körperfunktionen, mein Verhalten, mein Denken. Dass ich mich zum Gegenüber machen kann als Mensch, das wird von manchen Philosophen heutzutage als das benannt, was uns Menschen von den Tieren unterscheidet – dieses Selbst-Bewusstsein. Selbst-Bewusst Geschöpf sein weiterlesen

In unsicheren Zeiten

Matthäus 20,24-28: Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wißt, daß die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als eine Erlösung für viele.

Geliebte AEU-Gemeinde,

in welchen Zeiten leben wir? In unsicheren – so halten wir es in diesem Jahr in unserem Jahresmotto fest. Eine Zeitanalyse, die sich belegen ließe angesichts der Schlagzeilen der vergangenen Woche: ein drohender Handelskrieg mit den USA, der diplomatische Konflikt zwischen Russland und Großbritannien, Koalitionsverhandlungen zwischen europaskeptischen Parteien in Italien, die 100%-Wahl des chinesischen Präsidenten auf Lebenszeit, die Übernahme von Afrin in Syrien durch die türkische Armee, die Forderung des deutschen Finanzministers nach einer Umsatzsteuer für Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen.

Diese Schlagzeilen werfen ein Schlaglicht auf die Themen, die auch uns hier in Deutschland ein Gefühl der Unsicherheit geben, weil wir direkt oder indirekt betroffen sind. Wie wird es weitergehen mit Europa? Welche Zukunft haben deutsche Unternehmen in einer sich digitalisierenden Wirtschaft?

Hat die Globalisierung ihren Zenit überschritten – und was kommt danach oder daneben? Und wie tragfähig bleibt das Modell der freiheitlichen Demokratie im Angesicht von mehr und mehr Regierungen, die sich autokratisch aufstellen?

Wie aber hören wir angesichts einer solchen Zeitanalyse die Worte Jesu? In unsicheren Zeiten weiterlesen

Erwartungsschwanger

Geliebte vbw-Gemeinde,

Hand aufs Herz – wer von Ihnen ist in dieser Woche schon irgendwohin gehetzt? Wem hat sich in dieser Woche der Magen zusammengezogen im Angesicht irgendeiner Frist, die es vor Weihnachten noch einzuhalten gilt? Und wem ist in dieser Woche schon einmal die Hutschnur hochgegangen, weil irgendwas oder irgendwer nicht so funktioniert hat, wie es doch nötig gewesen wäre?

Alle Jahre wieder liegen die Nerven vieler Menschen vor Weihnachten blank. Alle Jahre wieder ballen sich die Termine in der Adventszeit. Alle Jahre wieder die gleichen Sprüche, die man sich zuraunt, mit ironischem bis zynischem Zungenschlag: „Alle tun so, als ob die Welt an Silvester untergeht.“ Oder „Was für eine Überraschung – auch dieses Jahr fällt Weihnachten auf den 24.Dezember.“

Es ist schon eine besondere Zeit, diese Vorweihnachtszeit – vielleicht gar nicht mal unbedingt, weil es stressiger oder dichter wäre als zu anderen Hochphasen im Jahr. Vielleicht eher, weil wir uns in dieser Zeit, ganz speziell in dieser Zeit etwas anderes wünschen würden. Und diese Wünsche ja auch befeuert werden, ob durch sentimentale Filme, herzerwärmende Weihnachtslieder oder Weihnachtskarten, die uns erholsame und friedliche Weihnachten wünschen.

An diesem Kontrast verzweifeln so manche, an dieser Spannung des „man müsste doch eigentlich, es müsste doch eigentlich anders sein, aber es ist halt, wie es ist.“ Erwartungsschwanger weiterlesen

Im Wartemodus

Lukas 12,36: Seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten.

Lukas 12,35f.: Die Lenden fest umgürtet, die Lampen brennend: So sollt ihr Menschen gleichen, die darauf warten, wann ihr Herr vom Hochzeitsmahl heimkehrt, um ihm, sobald er kommt und klopft, gleich zu öffnen.

Geliebte AEU-Gemeinde,

Sie werden es gemerkt haben: was in Ihrem Programm steht, nämlich die heutige Tageslosung aus dem Neuen Testament, und das, was ich Ihnen gerade vorgelesen habe, ist nicht ganz identisch. Eine Tageslosung ist ja ein Verslein, herausgenommen aus einem biblischen Kontext – und manchmal hilft es, zumindest den engeren Kontext mitzuhören, um besser zu verstehen, was hier angesagt ist. Immerhin ist dieses Verslein ja ein Appell, und wenn wir uns denn als Gemeinde unter dem Wort verstehen, dann nehmen wir für uns in Anspruch, hier auch adressiert zu sein.

Seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten. Da kann man sich schon etwas denken, aber noch mehr hilft es doch, von diesen Menschen, die da warten, mehr zu erfahren. Die Lenden fest umgürtet, die Lampen brennend – so wird der Wartemodus beschrieben, in dem sich diese Menschen befinden und in den hinein wir uns auch begeben mögen. Im Wartemodus weiterlesen

Die Übung von den letzten Dingen

Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.(Lukas 11,9f.)

Geliebte AEU-Gemeinde,

manche von Ihnen wissen es ja vielleicht, dass ich seit bald vier Jahren in einem Projekt für Beschäftigte der AOK Bayern tätig bin. Mein Arbeitsauftrag lautet: „Begleitung in Krisen- und Übergangssituationen“ – und das kann ganz Verschiedenes sein: von einer Krise im Team über eine Strukturveränderung im Bereich bis hin zu Veränderungsprozessen in der Familie, etwa, wenn ein Familienmitglied pflegebedürftig wird.

Immer wieder komme ich auch mit den Menschen, die ich da begleite, auf die heutige Tageslosung: „Klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Die Übung von den letzten Dingen weiterlesen

Freiheit im Beruf

Geliebte Gemeinde,

„Freiheit im Beruf“ – wer wünscht sich das nicht? Zu schalten und walten, wie man gerne wünschte, nicht demotiviert zu werden vom Chef, nicht gegängelt zu werden von den Kollegen, nicht getrieben zu werden von den Kunden? Einfach das machen zu können, was man gelernt hat – und nicht permanent mit Nebensächlichkeiten aufgehalten zu werden? Das sind einige der Dimensionen, die anklingen, wenn Menschen davon berichten, was sie in ihrem Beruf unfrei macht.

Und dann gibt es ja auch genug in unserem Land, die gar nicht in dem Beruf tätig sein können, den sie gerne ausüben würden, einfach, weil es die Stellen nicht gibt, zumindest nicht vor Ort, wo man anderweitig gebunden ist.

Und wie sieht es mit denen aus, die gar keine Arbeit finden? Auch wenn wir nach der aktuellen Arbeitslosenstatistik den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht haben – wobei, das sei nebenbei angemerkt, die Erhebung der Statistik heute nicht vergleichbar ist mit der Erhebung im Jahre 1991 – , so reden wir in Deutschland immer noch von 2,5 bis 3,5 Millionen Menschen, die ohne Verwendung in der Welt der Erwerbsarbeit ihr Dasein fristen.

„Freiheit im Beruf“ – was ließe sich dazu also sagen? Freiheit im Beruf weiterlesen

Grundstürzende Wahrnehmungsänderung

Geliebte Teilnehmerinnen und Teilnehmer,

es ist schon ein bemerkenswerter Zufall, dass dieses Jahr die Feierlichkeiten zum Reformationsgedenken zusammen fallen mit den Sozialwahlen, besonders bemerkenswert, so denke ich, für die EAG. Denn das Engagement der EAG in der Selbstverwaltung der Sozialversicherungen speist sich ja aus einer christlichen Haltung:

„Auf Bundes- wie auf Landesebene engagieren wir uns als Versichertenvertreter/-innen in der Kranken-, Pflege-, Renten- und Unfallversicherung für die Einhaltung von Menschenwürde, Gerechtigkeit, Entscheidungsfreiheit und Selbstverantwortung in der Arbeitswelt.“ So heißt es in der wirklich gelungenen Wahlwerbebroschüre der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmer-Organisationen (ACA).

Da scheint ja alles klar zu sein. Und doch schadet es vielleicht nicht, gerade in diesem Jahr den einen oder anderen Bezug herzustellen von der reformatorischen Botschaft, die ja nichts anderes sein will als eine Neuauflage der biblischen Botschaft, hin zu dem, wofür die Sozialwahlen stehen.

Die Richtung kann uns dabei zum Beispiel die Ökumenische Losung aus dem heute beginnenden Monat April weisen. Sie stammt aus dem Ende des Lukas-Evangeliums und lautet:

„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“ (Lk 24,5.6)

Es sind die Worte, welche die Frauen in der Grabstätte Jesu hören, als sie dort frühmorgens ankommen, um den Leichnam Jesu zu salben. Grundstürzende Wahrnehmungsänderung weiterlesen

Der Ökonom Gottes

Andacht zu 2.Korinther 9,6-11

Liebe AEU-Gemeinde,

„Die Knappheit der Güter ist ein wirtschaftliches Grundproblem und macht wirtschaftliches Handeln des Menschen notwendig, um eine bestmögliche Versorgung mit Gütern zu gewährleisten. Je knapper ein Gut ist, desto höher ist sein Preis.“

Was man so im Wirtschaftsduden unter dem Begriff „Knappheit“ nachlesen kann, wird wohl in jeder VWL- oder BWL-Einführungs-Vorlesung so oder so ähnlich gelehrt. Es ist quasi ein ehernes Gesetz der Ökonomie. Weil die Güter knapp sind, darum wirtschaften, ja man könnte sogar sagen, machen die Menschen überhaupt irgendetwas.

Nur im Schlaraffenland, wenn überhaupt, könnte man den ganzen Tag faul herumliegen – wobei bei diesem Verhalten nach einiger Zeit die eigene Gesundheit und damit auch das eigene Leben zum knappen Gut werden würde. Der Ökonom Gottes weiterlesen