Ich habe es immer wieder erlebt, wenn man besonders eng aufeinander sitzt. Ob in der Schule als Religionslehrer, im Predigerseminar oder in der Klinischen Seelsorgeausbildung. In der Regel hat man es mit drei Kategorien von Menschen zu tun. Und diese Kategorien definieren sich danach, welche Art von Beziehung man selbst zu ihnen hat:Kommt die Beziehung von Herzen, d. h. kann man leicht andocken? Ist der andere halt einfach da, stört nicht, fällt nicht auf, interessiert aber auch nicht so? Oder nervt da einer und man ist gezwungen, sich mit ihm auseinanderzusetzen, auch wenn man ihm so weit es geht, aus dem Weg geht (denn dann geht die Auseinandersetzung einfach als innerer Dialog weiter)?
Menschen sind Menschen. Die Tendenz ist, dass man die Köpfe mit denen zusammen steckt, die man einfach mag. Das ist angenehm. Das ist kuschelig. Und man hat sowieso genug Stress im Leben.
Man verpasst jedoch dabei etwas. Ich habe viel gelernt in der Auseinandersetzung mit den für mich schwierigen Charakteren. Über mich, meine eigenen Vor-Urteile, Ängste und Bedürfnisse, die der andere nicht erfüllen konnte oder wollte, aber eben auch nicht musste. Oft genug hat auch das Stichwort zugetroffen: Wo Reibung ist, da entsteht Wärme. Der zweite Blick hat sich dann richtig gelohnt.
Also, wenn Sie ein Kollege / eine Kollegin nervt, Ihnen die Nackenhaare zu Berge stehen lässt, Sie bei jeder Begegnung nur denken: „Nicht schon wieder dieser Idiot!“ – nur Mut: Bei diesem Menschen gibt es viel für Sie zu entdecken.