Andacht für die „Halbzeit“ des kda Bayern am 09.12.2020
„Jetzt haben wir endlich unsere heilige Ruh‘!“ So brachte es meine Mutter manchmal nach einer langen Arbeitswoche oder an einem der ersten Urlaubstage zum Ausdruck. Als zugleich Alleinerziehende und Selbständige gab es nicht so viele Zeitfenster für eine heilige Ruh‘. Lange hatte ich an die heilige Ruh‘ nicht mehr gedacht, bis ich diese Worte kürzlich selbst in den Mund nahm. „Jetzt haben wir endlich unsere heilige Ruh‘!“
Die Ruhe war schon immer in vieler Munde. Früher wurde sie in all der Hektik gesucht. Heute heißt es „Ruhe geben rettet Leben“. Und der veritable Streit um die Ruhezeit im Arbeitszeitgesetz (wer’s nachlesen möchte: §5 ArbZG) zieht sich auch schon ein paar Jahre. Natürlich ist die Ruhe auch ein Kind, wohl eher ein Stiefkind der Adventszeit. Die wird ja als staade, also stille Zeit behauptet – immer noch und immer wieder. Wer’s glaubt, wird selig, oder?
Die Ruhe hat’s nicht unbedingt leicht. Und die heilige Ruh‘? Woran wäre da zu denken? An seliges Einschlafen vor dem Fernseher am Freitag Abend? An vor sich Hindösen in einem Liegestuhl am Mittelmeer? An eine Ruhe also, die aus der Erschöpfung schöpft und die dann sein darf, wenn alle Pflichtaufgaben – zunächst einmal – erledigt sind?