Kommt her zu mir

Viele haben diese Worte im Corona-Lockdown schmerzhaft vermisst. Ich auch. Es ist und bleibt ein Mangel mediatisierter Gottesdienste, dass sich hier keine Gemeinde wirklich um den Tisch des Herrn versammeln kann. Und wirklich soll es ja sein, wenn das Mahl des Herrn als Sakrament gefeiert wird, wo das gesprochene Wort zum greifbaren materialen Element hinzukommt und dieses hörbar verwandelt, wo nicht nur gesehen, sondern eben auch geschmeckt wird, wie freundlich der Herr ist. Nur wer diesem Wandel traut, den Gott in der Welt bewirkt, ist nicht immer darauf zurückgeworfen, selbst diesen Wandel bewerkstelligen zu müssen. Eine Last, unter der schon viele einen kaputten Rücken bekommen haben.

Diese Not verweist auf eine andere: was wahrnehmbar bei Fernseh- oder Onlinegottesdiensten fehlen kann, ist, Gemeinde zu sein. Die Mühen, die ich in so manchen Gesichtern der Pfarrer und Pfarrerinnen auf den Bildschirmen gesehen habe, kann ich mir nur so erklären, dass dieses Fehlen eine Rolle gespielt hat. Die mediale Aufstellung von Fernseh- und Onlinegottesdiensten kann meines Erachtens dazu verführen, sich als Liturgin nicht mehr als Teil einer Gemeinde begreifen zu können. So liegt die Last des Gelingens auf zwei menschlichen Schultern. Und dann ist eben nicht mehr der Herr selbst Subjekt dieses Satzes, sondern die Pfarrerin: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen sein. Ich will euch erquicken.“ 

Es bleibt für mich eine offene Frage, wie Gemeinde in mediatisierten Gottesdiensten möglich ist. Unumgänglich wird sein, dass wir dabei gut darauf achten, wer Herr des Geschehens und wer Gemeinde ist. Denn alle, die sich am Sonntag als Gemeinde versammeln, kommen, weil sie vom Herrn gerufen sind:  „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen sein. Ich will euch erquicken.“

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