Als ich heute beim Fußballtraining meines Sohnes zugeschaut habe, dachte ich mir: Erstaunlich, wie viel Fußball mit heutigem Marketing oder mit Mitarbeitermotivation durch Incentivierung zu tun hat. Verknappe etwas, mache es begehrenswert – und alle wollen es haben. Bereitet also Fußball anders auf das Leben vor – anders als ich immer dachte?
Teil einer Gemeinschaft zu sein, miteinander Ziele verfolgen, sich gut vorbereiten, Siege feiern und mit Niederlagen umgehen, dabei mit Leidenschaft, ja Leib und Seele bei einer Sache zu sein? Erstaunlich ist, dass ich mich noch nie gefragt habe, ob diese Lehren nur deswegen gezogen werden können, weil die Voraussetzung für Fußball eine künstliche Verknappung ist. Wenn jeder einen Ball hätte und alle ein eigenes Tor, auf das sie schießen könnten, dann wäre der Spaß am Sport vorbei. Kein Team, geschweige denn Teamgeist käme zusammen. Kein Grund bestünde, irgendwie das Dribbeln, Schießen, Köpfen und Verteidigen besser zu lernen. Kein Sieg und keine Niederlage wäre erfahrbar. Und wofür bitteschön könnte sich da Leidenschaft entfachen?
Ist also Fußball der absolute Beweis für den urökonomischen Glaubenssatz, dass der Mangel die Triebfeder alles menschlichen Tuns ist? Dass, wo der Mangel nicht natürlich ist, deswegen Mangel erzeugt werden muss, um der Entwicklung, der wirtschaftlichen wie der menschlichen willen?
Erstaunlich auch, dass mir dieser Blick auf den Fußball so noch nie bei Kirchenvertretern oder frommen Fußballern begegnet ist. Da werden eher andere Vergleiche gezogen. Da geht es vielmehr um Gemeinschaftserlebnisse, unbedingte Leidenschaft für eine Sache, die im letzten unverfügbar ist, und tiefe emotionale Ergriffenheit. Ein Blick aus der göttlichen Fülle des Lebens, in die wir als Menschen nur einzutauchen brauchen.
Wer hat nun recht mit seinem Blick auf den Fußball? Die Ökonomen oder die Pfarrer? Schwer zu sagen, aber darum kreist so manche Debatte zwischen Kirche und Wirtschaft. Natürlich um Fußball – oder besser gesagt: den Blick darauf.