Hebr 10,23-25:
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat; und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsre Versammlungen, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.
Liebe AEU-Mitglieder, liebe Gäste,
am vorletzten Wochenende hatten wir unsere AEU-Jahrestagung in Nürnberg. Viele interessante Referenten, viele interessante Gespräche. Einen der vielen Eindrücke, die ich mitgenommen habe, möchte ich mit ihnen teilen, nämlich einen Gedanken aus Bischof Wolfgang Hubers Vortrag zum Thema „Was gibt uns Kraft?“
Er mache, so Huber, immer wieder die Erfahrung mit christlichen Führungskräften, dass diese ihr Christsein unter den Scheffel stellten – aus Angst, anderen damit auf den Schlips zu treten, sogar in den Ruch zu kommen, missionieren zu wollen, dabei gegen Antidiskriminierungskodizes in einem multi-religiösen Unternehmensumfeld zu verstoßen.
Diesen dezenten Umgang mit dem eigenen Glauben ließ Huber nicht gelten. Er ermutigte vielmehr, an dieser Stelle nicht zu kleinlaut zu sein. Denn dieses Kleinlaute sei aus seiner Sicht kein Ausdruck von Toleranz, sondern eher von Indifferenz – Indifferenz gegenüber dem Gesprächspartner wie gegenüber seinen eigenen Überzeugungen.
Sie können sich vorstellen, dass solche Aussagen Anlass zu Diskussionen waren.
Beeindruckt hat mich vor allem ein Votum eines Geschäftsführers aus Franken, der aus der Praxis bestätigen konnte, was Huber sagte. Wenn er, der viel in der Welt herumkommt, seinen Geschäftspartnern sage, das macht er nicht, weil er als Christ das nicht mit seinen Überzeugungen vereinbaren kann, dann sei das immer schon akzeptiert worden.
Ich erzähle Ihnen dies alles, denn es schwingt für mich mit bei den Worten des Hebräerbriefes:
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat; und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken.
Diese Worte des Hebräerbriefes – sie könnten uns im AEU ein Stück Orientierung dafür geben, was unsere Aufgabe für- und miteinander sein könnte, um unser Christsein im Beruf nicht unter den Scheffel stellen zu müssen.
Was hieße es, uns gegenseitig anzureizen zur Liebe und zu guten Werken in dem jeweiligen beruflichen Umfeld, in das wir gestellt sind?
Wir wissen alle, das es im Beruf Zielkonflikte gibt, die oft genug Gewissenskonflikte sind. Wie wäre es, wenn unser AEU-Netzwerk hier von Nutzen sein könnte, wenn nicht nur die fachliche Expertise, sondern auch unsere Glaubenserfahrung mit all den Fragen und Zweifeln, die dazu gehören, voneinander abgerufen werden könnte? Wenn wir miteinander ernst nähmen, dass wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen?
Was hieße aufeinander Acht haben? Hier kommt unser Jahresmotto für 2014 ins Spiel: das Thema „Gewinnen / Verlieren“.
Wir alle wissen: im Beruf gibt es Siege und Niederlagen, Erfolge und Durststrecken. Und in beiden Situationen ist es erbaulich, Brüder und Schwestern im Glauben an seiner Seite zu wissen:
Bei Siegen und Erfolgen ist es schön, wenn sich jemand mit freuen kann. Wir wissen, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Erfolge wecken im beruflichen Umfeld doch eher Neid als Freude.
Und bei Niederlagen und Durststrecken tut es doch gut, wenn man nicht vergessen wird, sondern sich einer erinnert, wenn er zum Hörer greift und fragt, wie es denn so läuft – und man dann ohne falsche Scham erzählen kann.
Einander ermahnen – auch das gehört dazu. Ich erinnere an Wolfgang Huber: Falsches Schweigen ist kein Ausdruck von Toleranz oder Rücksichtnahme, sondern wohl eher von Indifferenz. Und wenn sie mit Liebe erfolgt, dann ist eine Ermahnung eine wertvolle Sache, die einen weiter bringt – persönlich wie beruflich.
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken.
Ich frage uns als Mitglieder der regionalen Arbeitsgruppe des AEU: Was macht dieses Bekenntnis der Hoffnung für uns aus? Wird es Fleisch unter uns, so wie wir es uns in der Advents- und Weihnachtszeit in Erinnerung rufen? Wird es lebendig und damit erlebbar?
Ich hoffe, wir stellen uns diese Fragen im AEU. Und ich hoffe, wir vertrauen bei unserer Suche nach den Antworten auf diese Fragen darauf, dass er, Christus, treu ist. Amen.