So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott. (Hebr 13,15f.)
Liebe AEU-Mitglieder, liebe Gäste,
Corporate Social Responsibilty – das war und ist ein Thema für Unternehmen und Unternehmer.
Gesellschaftliche Verantwortung haben Unternehmer schon immer gezeigt. Fugger, Krupp, Bosch oder Mohn – das sind nur ein paar der bekannteren Namen, die als Unternehmer auch Stifter waren.
Lieber Herr Dr. Schreiner (www.schreiner-group.de), mit Ihrem Wirken dürfen auch Sie sich hier einreihen. Es zollt Respekt, wenn man als Unternehmer nicht nur das Wohlergehen seines Unternehmens im Blick hat, sondern auch das der Gesellschaft, in der man lebt.
Dabei ist die Debattenlage um CSR heutzutage nicht ganz so einfach.
Denn es wird darum gerungen, was überhaupt unter CSR zu verstehen ist – und wie es zu bewerten ist. Es geht um Deutungshoheit.
Am einen Rand der Debatte stehen die, die sagen, dass Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung schon dadurch tragen, dass sie ein ordentlich laufendes Geschäft haben. CSR – das ist nichts extra, das ist Kerngeschäft.
Denn Unternehmen, die erfolgreich sind, stellen Menschen an, die dort ihren Lebensunterhalt verdienen. Und sie sind gute Steuerzahler, wovon der Staat sich finanziert und die ganze Gesellschaft damit profitiert.
Wer darüber hinaus noch CSR betreibt, möge das tun, aber eine moralische Pflicht zu gesellschaftlichem Engagement bestehe einfach nicht. Bitte keinen Druck zum Gutmenschentum!
Am anderen Rand der Debatte stehen die, die hinter jeder CSR-Aktivität nur White- oder Greenwashing sehen wollen. Das schmutzige Alltagsgeschäft der Unternehmen werde durch aufgeblasene CSR-Aktivitäten aufgehübscht. CSR wird also als reines Marketingtool entlarvt.
Und dann gibt es viele, die es eher pragmatisch sehen.
Wer etwa die örtlichen Schulen in Projekten unterstützt, der gibt vielleicht einen wichtigen Impuls für Schüler, sich mehr anzustrengen und dadurch beim Schulabschluss mehr drauf zu haben – Schüler, die später einmal als Lehrlinge im eigenen Betrieb landen, weil sie den wegen so eines Projektes schon mal kennen. In Zeiten des Fachkräftemangels kein dummer Gedanke.
Was aber hat diese Debatte mit den Worten aus dem Hebräerbrief zu tun, die ich eben vorgelesen habe?
Nun, wenn es um die Deutungshoheit in politischen und gesellschaftlichen Debatten geht, geht es oft um die Frage der Motivation, auch der unterstellten Motivation – auch hier. Warum tut wer was Gutes?
Was die Motivation der Christen für die guten Werke angeht, ist der Hebräer eindeutig:
Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.
Gute Werke, die werden als Gott gefällige Opfer beschrieben. Es gefällt Gott, wenn wir Gutes tun und teilen.
Das überrascht nicht, wenn wir an die vielen Geschichten der Bibel und der christlichen Tradition denken, die vom Guten tun und vom Teilen sprechen.
Denken Sie an den heiligen Martin, dessen Geschichte in den nächsten Wochen wieder in Kindergärten und Schulen vorgetragen wird und dabei als eine Art Einführung in die christliche Ethik praktisch nachvollzogen wird.
Manchen mag es aber überraschen, dass hier von einem „Opfer“ die Rede ist. Natürlich wissen wir, dass Gutes tun und Teilen in der Regel ihren Preis haben.
Dem heiligen Martin zog sicherlich die Winterkälte ordentlich in die Glieder, als er seinen Mantel mit dem Bettler geteilt hatte.
Sind solche „Opfer“ aber gewünscht, um Gott gefällig zu stimmen? Man muss aufpassen, hier nicht einer Opferlogik zu folgen, die uns in die Irre führt, die aber allgegenwärtig ist.
Es ist die Logik des Opferns als Investition. Wie man früher im Tempel Speis- und Trankopfer darbrachte, um die Gottheit für die eigenen Vorhaben wohlgefällig zu stimmen, so tut man heute Gutes, um das eigene Umfeld wohlgefällig zu stimmen. Und wenn zum eigenen Umfeld der Herrgott gehört, umso besser.
Das ist hier aber nicht gemeint. Warum, erläutert der erste Vers:
So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.
Beim Nachdenken über diesen Vers ist mir eine Lokalgröße der Literatur in den Sinn gekommen – der Münchner im Himmel, der auf seiner Wolke sitzend stetig sein Lobopfer bringt: „Luja, sog i“.
Nun ja, diese Karikatur führt uns auf Umwegen auf die Spur dessen, was im Hebräerbrief unter „Opfer“ zu verstehen ist. Denn der Münchner im Himmel spult allzu irdisch und eher sinnentleert sein Pflichtprogramm ab. Ob daher seine Wolke überhaupt im Himmel sein kann, halte ich für fragwürdig.
Denn der Himmel, das ist der Ort und die Zeit der göttlichen Gegenwart. Im Himmel, da erfahren wir Gottes Wirken und die Konsequenzen dieses Wirkens an uns.
Dieses Wirkens ist angezeigt im gerade genannten Vers.
„Durch ihn“ heißt es da, „durch Jesus Christus lasst uns Gott allezeit das Lobopfer darbringen“.
In Jesus Christus kommt der Himmel auf die Erde, kommt der Himmel zu uns. In ihm wird uns ersichtlich, wer dieser Gott im Himmel ist – ein Gott, der sich für uns kompromisslos hingibt, der Tod und Teufel in Bewegung setzt, damit unser Leben gelingt, der uns alles gibt, was wir brauchen.
Braucht, ja, will so ein Gott überhaupt Opfer, die ihn wohlgefällig stimmen? Oder ist es nicht eher so, dass wir zuerst zu verstehen haben, dass dieser Gott uns prinzipiell, von Anbeginn, wohl gesonnen ist?
Wenn wir das von Herzen verstehen, werden wir da nicht diesem Gott einfach dankbar sein und diesem Dank Ausdruck verleihen? Und werden wir da nicht Gutes tun wollen – weil wir dankbar sind, dass uns so viel Gutes widerfahren ist?
Solche Opfer sind keine Opfer im herkömmlichen Sprachgebrauch. Es sind Opfer, die das Himmelreich unter uns gegenwärtig werden lassen. Es sind Opfer, mit denen Gott in seiner wahren Größe und Güte unter uns Menschen bekannt wird.
Schön, wenn unter diesen Opfern auch die eine oder andere CSR-Aktivität eines Unternehmens ist.
Amen.