Hefeteig

„Ned gschimpft ist gelobt genug.“ Das höre ich öfters mal, wenn ich als Seelsorger in einem Betrieb mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen spreche.

Herr Krause, eine gestandene Führungskraft Ende 50 zum Beispiel. Der sagt: „Das ist halt so in unserer Firma und war früher noch viel schlimmer. Als ich noch jünger war, mussten wir unsere Kundenanschreiben immer bei meinem Chef vorlegen. Wenn da mal ein Blatt zurückkam, bei dem nichts mit rotem Stift durchgestrichen war, dann warst du echt stolz.“ Wie traurig, finde ich.

„Ned gschimpft ist gelobt genug.“ Das glaube ich nicht. „Ned gschimpft“ – das ist bei weitem nicht genug. Loben ist richtig wichtig. „Ein Lob wirkt wie Hefe. Es hilft anderen, sich zu entfalten.“ Das trifft es doch viel eher. So wie Hefe im Kühlregal für ein Zehnerl zu haben ist, ist Loben doch gar nicht so schwer: „Gefällt mir, wie du das gemacht hast.“, „Das hilft uns wirklich weiter.“, „Gute Idee. Weiter so.“

Und die Wirkung ist enorm. Wie oft habe ich es erlebt, dass Menschen auf einmal ein paar Zentimeter gewachsen sind, wenn man sie gelobt hat. Und dann sind sie mit neuer Power und Lust an die Arbeit gegangen.

„Ein Lob wirkt wie Hefe. Es hilft anderen, sich zu entfalten.“ Das ist mein kleiner Denkzettel für heute Abend – gerade für die Chefs mit gezückten Rotstiften.

(nachzuhören bei Auf ein Wort am 3.3.2018)

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