In unsicheren Zeiten

Matthäus 20,24-28: Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wißt, daß die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als eine Erlösung für viele.

Geliebte AEU-Gemeinde,

in welchen Zeiten leben wir? In unsicheren – so halten wir es in diesem Jahr in unserem Jahresmotto fest. Eine Zeitanalyse, die sich belegen ließe angesichts der Schlagzeilen der vergangenen Woche: ein drohender Handelskrieg mit den USA, der diplomatische Konflikt zwischen Russland und Großbritannien, Koalitionsverhandlungen zwischen europaskeptischen Parteien in Italien, die 100%-Wahl des chinesischen Präsidenten auf Lebenszeit, die Übernahme von Afrin in Syrien durch die türkische Armee, die Forderung des deutschen Finanzministers nach einer Umsatzsteuer für Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen.

Diese Schlagzeilen werfen ein Schlaglicht auf die Themen, die auch uns hier in Deutschland ein Gefühl der Unsicherheit geben, weil wir direkt oder indirekt betroffen sind. Wie wird es weitergehen mit Europa? Welche Zukunft haben deutsche Unternehmen in einer sich digitalisierenden Wirtschaft?

Hat die Globalisierung ihren Zenit überschritten – und was kommt danach oder daneben? Und wie tragfähig bleibt das Modell der freiheitlichen Demokratie im Angesicht von mehr und mehr Regierungen, die sich autokratisch aufstellen?

Wie aber hören wir angesichts einer solchen Zeitanalyse die Worte Jesu? In unsicheren Zeiten weiterlesen

Hefeteig

„Ned gschimpft ist gelobt genug.“ Das höre ich öfters mal, wenn ich als Seelsorger in einem Betrieb mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen spreche.

Herr Krause, eine gestandene Führungskraft Ende 50 zum Beispiel. Der sagt: „Das ist halt so in unserer Firma und war früher noch viel schlimmer. Als ich noch jünger war, mussten wir unsere Kundenanschreiben immer bei meinem Chef vorlegen. Wenn da mal ein Blatt zurückkam, bei dem nichts mit rotem Stift durchgestrichen war, dann warst du echt stolz.“ Wie traurig, finde ich.

„Ned gschimpft ist gelobt genug.“ Das glaube ich nicht. „Ned gschimpft“ – das ist bei weitem nicht genug. Loben ist richtig wichtig. „Ein Lob wirkt wie Hefe. Es hilft anderen, sich zu entfalten.“ Das trifft es doch viel eher. So wie Hefe im Kühlregal für ein Zehnerl zu haben ist, ist Loben doch gar nicht so schwer: „Gefällt mir, wie du das gemacht hast.“, „Das hilft uns wirklich weiter.“, „Gute Idee. Weiter so.“

Und die Wirkung ist enorm. Wie oft habe ich es erlebt, dass Menschen auf einmal ein paar Zentimeter gewachsen sind, wenn man sie gelobt hat. Und dann sind sie mit neuer Power und Lust an die Arbeit gegangen.

„Ein Lob wirkt wie Hefe. Es hilft anderen, sich zu entfalten.“ Das ist mein kleiner Denkzettel für heute Abend – gerade für die Chefs mit gezückten Rotstiften.

(nachzuhören bei Auf ein Wort am 3.3.2018)